Kein Leid ohne Sündenbock

Anhand kreativer Verschwörungstheorien um Covid-19 sehen wir, manche Menschen können kein Leid als zufällig, unabsichtlich verursacht annehmen. Sie brauchen einen Sündenbock, der Schuld an der Misere trägt. Also ein konkreter Täter muss hinhalten. Es kann ein Individuum sein, eine Menschengruppe oder eine ganze Nation – oder ein Teufel. Hauptsache es bestand eine Absicht, das zum Leid geführt hat. Noch ungeklärte Ursprünge scheint ihnen noch verdächtiger und bestätigt sie in ihren absurden, teils völlig unbelegten Theorien. Sie sind so fest von ihren Verschwörungstheorien überzeugt, dass sie selbstbewusst behaupten können, sie wüssten die Wahrheit im Gegensatz zum Rest der Welt. Nicht nur ihre Theorien sind kreativ, sondern auch die Gründe, weshalb laut ihnen andere Menschen nicht daran glauben würden. Für die Gläubigen erscheint ihre Theorie als komplett logisch und in sich kohärent.

Der Corona-Virus wurde von den USA in China gepflanzt, um die chinesische Wirtschaft zu schwächen. Covid 19 wurde von China selbst geschaffen, um die globale Wirtschaft zu schwächen. Es gibt den Corona-Virus gar nicht. Es ist ein Schwindel der Regierungen, um den Ausnahmezustand auszurufen und ohne demokratische Kontrolle ihre Politik umzusetzen. Die Liste ist lang und ihre Verbreitung durch soziale Medien gewährleistet. Da bleibt nur die Hoffnung, dass die meisten Menschen sich auf glaubwürdige, belegte Quellen verlassen und die Informationsströme, die auf sie einfließen, reflektieren können.

Mich überrascht es überhaupt nicht, dass Verschwörungstheorien über Covid 19 laufend entstehen und in manchen Kreisen sehr beliebt sind. Es passt in mein Weltbild, dass Menschen große Probleme haben, unsinniges Leiden zu akzeptieren. Keine Miseren als abstrakte multi-kausale Phänomene annehmen können, wofür niemand konkretes bestraft werden kann. Denn dass niemand zur Rechenschaft gezogen werden kann, ist für manche unerträglich. Viele herkömmliche Religionen schöpfen aus diesem Bedürfnis nach Sündenböcken und Gerechtigkeit. Ich würde sogar behaupten, dass dieses Bedürfnis nach einer übergeordneten Gerechtigkeit das Geheimnis aller Religionen ist.

Verständlicherweise ist der Gedanke an die Ungerechtigkeit auf dieser Welt und die Ohnmacht gegenüber ihr unerträglich. Ein Grund, weshalb für mich das Leben zu schwer ist zu ertragen – zumindest manchmal. Und die anderen Male denke ich an die Absurdität der Religionen und dass es mir auch nicht helfen würde, eine Illusion der Gerechtigkeit aufrechtzuerhalten, wie komplex sie auch durchdacht und wie alt sie auch sein mag. Deshalb gilt sowohl bei Religionen als auch beim Covid19, nicht alles was man nicht verstehen kann, bedarf einer größeren Erklärung und manchmal ist das Einzige, was wir tun können, die Tatsachen zu akzeptieren und uns damit zu arrangieren. Mögliche Nebenwirkungen: Unsicherheit, Frustration, Apathie.

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